Bienenzucht (Imkerei, Èebelarstvo):
die Krainer Biene - Kranjska èebela
 
Slowenische Bienenzüchter haben die Welt der Imkerei maßgeblich mitgestaltet: Die „Krainer Biene“ (Apis mellifera carnica, der „kleine graue Karawankenbär“) ist ein Krainer Züchtungserfolg aus dem 19. Jahrhundert. Sie ist mittlerweile zur weltweit zweitmeist verbreiteten Bienenart geworden. Übertroffen wird sie lediglich von der etwas gelberen und ursprünglich in südlicheren, wärmeren Regionen beheimateten Ligustica.
 

D
ie „Krainer Biene“ oder „der kleine graue Karawankenbär“ mit freundlicher Genehmigung von Brane Kozinc aus Lesce: http://www.cebelarstvo-kozinc.com/
 

Die „Krainer Biene“ ist noch emsiger und rühriger als alle ihre Artgenossen. Sie ist im Winter besonders sparsam bei der Nahrungsaufnahme und in den warmen Sommermonaten fliegt sie durchschnittlich um zehn Tage mehr auf die Weide als andere Bienen. Heute werden die Königinnen dieser Rasse in einem kernigen Bergklima am Nordrand von Slowenien gezüchtet. Die Erfahrung im Export hat gezeigt, dass die „Carnica“ einiges auf der Welt aushält.

Die Imkerei war schon vor langer Zeit eine besondere Domäne der Krainer. Erzherzogin Maria-Theresia berief nicht von ungefähr 1771 einen Slowenen aus Krain zum Hof-Imker nach Wien: Anton Janša aus Breznica. Er wurde der erste Lehrer an der eben erst gegründeten Wiener Imkereischule. Er empfahl unter anderem, dass man die Bienen zu den Weideplätzen fahren solle, er riet auch zu Bienenstöcken, wie sie die Krainer Imker damals schon in Gebrauch hatten: aus Brettern gebaute sogenannte „Krainische“, wie sie weltweit noch heute in Gebrauch sind.

 
Der Hof-Imker Anton Jan
ša aus Breznica (entnommen aus http://www.carniolan.com/de/sloapi.htm)

Anton Janšas »Abhandlung über das Schwärmen der Bienen« aus dem Jahr 1771 ist eine Welt-Pionierarbeit auf dem Gebiet der Bienenzucht. Vier Jahre später erschien seine „Vollständige Lehre der Bienenzucht“. Erzherzogin Maria-Theresia bestimmte in einem Erlass, dass im ganzen Land die Imkerei nach den Prinzipien des slowenischen Meisters Janša betrieben zu haben sei.

Übrigens: Die Slowenen kennen und gebrauchen zwei Wörter für Imkerei:
ÈEBELARJENJE, die (meist hobbymäßige) Tätigkeit der Bienenhaltung und Honiggewinnung für den Eigen- oder Nachbarschaftsbedarf;
ÈEBELARSTVO, ein ernst zu nehmender landwirtschaftlicher Zweig,
die (agrarische und meist erwerbstätige) Imkerei. Diesen Zweig der Ökonomie bezeichnet
der Zeitgenosse Anton Janšas, der österreichische Landwirt Joseph Michael von Ehrenfels (1767-1843), in seinem Lehrbuch „Der praktische Imker" von 1878 als die „Poesie der Landwirtschaft“.

Wir kennen noch eine dritte Art der „Bienenbewirtschaftung“, für die man in Slowenien allerdings kein eigenes Wort hat: ZEIDLEREI, die Lese von wilden Bienen. ZEIDELN heißt, den Honig der (Wild-) Waldbienen sammeln.

Aus jener Zeit - als die Vorfahren der heutigen Slowenen noch zeidelten - gibt es eine Redewendung in Slowenien: deine Axt trifft den Honig, will sagen: du hast Glück. An den Honig der Bienenvölker in den Astlöchern der Bäume kam man ja nur durch ganzes oder teilweises Fällen oder Aufhacken dieser Bäume - „bis die Axt in den Honig traf“.

Eine sprachliche Besonderheit ist sowohl slowenischen als auch deutschsprachigen Imkern eigen: Andere Tiere „verenden“ oder „gehen ein“, Bienen hingegen „sterben“.

Die außergewöhnliche Beachtung, die man in Slowenien der Bienenzucht beimaß und heute noch beimisst, konzentriert sich geographisch auf Oberkrain. Das ganze Gebiet ist gleichsam voller Honig:

Flussaufwärts von Kranj/Krain in Richtung Kranjska gora/Oberkrain trifft man zunächst am Zusammenfluss der beiden Oberläufe der Save (Sava Dolinka und Sava Bohinjka) auf RADOVLJICA mit seinem Apikultur-Museum und der Ausstellung von volkstümlich bemalten Bienenstockbrettern. Hier wurde 1781 die erste bekannte Imkervereinigung der Welt gegründet.

BREZNICA ist der Geburtsort von Anton Janša (1734 - 1773), dem Hof-Imker unter Maria Theresia.

Von ŽIROVNICA am Fuß des Stol/Hochstuhl, nicht weit vom Imkereimuseum in Radovljica (beide sind quasi Vororte von Bled) führt der Weg in Richtung Osten durch das 7 km lange gesperrte Završnica-Tal zur Königinnenzucht-Station „Anton Janša ZELENICA“, unweit der südlichen Einfahrt in den Loibl-Tunnel in 1180 m Seehöhe, umgeben von lauter Zweitausendern, in einem für die Aufzucht dieser Bienenrasse besonders günstigen klimatischen Situation. Diese Zuchtstation wurde von der EU und der Gemeinde Žirovnica als Gemeinschaftsprojekt von Bienenzüchtern aus Krain und Kärnten mit einer Projektfinanzierung bis 2005 gefördert. Die Kapazität konnte sukzessive von 200 Königinnen jährlich auf 1000 gesteigert werden. Die Königinnen werden mit der Post versandt und kosten etwa € 50 das Stück. Sie sind ein weltweit begehrter Exportschlager Sloweniens geworden.

Außerdem lohnend: In der Nähe von ŽIROVNICA befindet sich das Geburtshaus des Dichters France Prešeren (1800 - 1849), das in ein kleines liebenswertes Museum umgewandelt wurde.

 

(pe)

 

>Zurück zur Startseite