„Kdo se tam približuje“ -
„Wer nähert sich dort?“
Bis 1414 war der Brauch lebendig, das Ritual gebräuchlich. Es stammt noch
aus der „urkundenlosen“ Zeit, wahrscheinlich aus dem 9. Jahrhundert. Wer
immer Kärnten regieren wollte, musste sich der feierlichen Herzogs-Einsetzung
auf dem Fürstenstein in Karnburg am Fuß des
Ulrichsbergs unterziehen, dann die vier Kilometer zum feierlichen
Gottesdienst nach Maria Saal reiten und schließlich seinen ersten Empfang,
die Huldigung seiner regionalen Edelleute und Freisassen und die neuerliche
Belehnung der Gefolgsleute auf dem 5 km entfernten Herzogstuhl auf dem
Zollfeld absolvieren. Diese letztere Zeremonie auf
dem Herzogstuhl wurde übrigens 1651 durch einen Stellvertreter des
Habsburgers
Ferdinand IV. zum letzten Mal vollzogen.
Der
Fürstenstein ziert seit der Einführung
des Euro die slowenische 2-Cent-Münze. Das
Original, ein mit dem Kopfende nach unten gerich-
tetes Säulenfragment aus der Römerzeit, ist heute
ein Exponat des Kärntner Landesmuseums und steht
im Großen Wappensaal des Landhauses in Klagenfurt.
Seit dem Mittelalter ist das Kärntner Landeswappen
mit den drei Löwen eingemeißelt. Der Herzogstuhl
hingegen steht heute noch auf dem Zollfeld
neben der Bundesstraße 317 von Klagenfurt
nach Friesach, umgeben von einem alten
Schmiedeeisenzaun.
Die folgende Überlieferung der Herzogseinsetzung auf dem Fürstenstein habe
ich einem etwa 100 Jahre alten Slowenisch-Lehrbuch entnommen:
>>Einsetzung der Kärntner Herzöge:
Die Kärntner Herzöge wurden unter Karnburg in der Nähe von Klagenfurt am
Zollfeld nahe der Kirche St. Peter eingesetzt. Dort stand ein Stein, auf den
sich ein freigeborener Bauer setzte. Mit einer Hand hielt er einen
gescheckten Stier, mit der anderen eine Stute gleicher Farbe. Nicht weit von
ihm im grauen Mantel und in Bauernschuhen stand der Herzog mit der
Landesfahne inmitten seiner Edlen und Ritter. Wie sich der Herzog, gestützt
auf seinen Stab, dem Bauern auf dem Stein nähert, fragt ihn der Bauer in
slowenischer Sprache: „Kdo se tam približuje?" ("Wer
nähert sich dort?“)
Darauf antworten alle um den Sitzenden: „Es ist der Landesfürst.“ Der Bauer
fragt weiter: „Wird er ein gerechter Richter sein, der Glück und Wohlergehen
für das Heimatland sucht? Ist er frei geboren? Ist er ein geneigter Wahrer
des rechten Glaubens?“ Darauf antworten alle: „Er ist es und wird es immer
sein“. - „Mit welchem Recht“, fährt der Bauer fort, „kann er mich von meinem
Sitz verdrängen?“ Alle antworten: „Du bekommst 60 Heller, den gescheckten
Stier und die Stute und das Gewand, das jetzt der Fürst trägt, und dein Haus
wird frei sein von allen Abgaben.“
Nun schlägt der Bauer dem Fürsten leicht auf die Wange, ihn ermahnend, ein
gerechter Richter zu sein, tritt ab und treibt die Tiere weg. Darauf steigt
der Fürst auf den schlichten, ungeschmückten Stein, zieht sein Schwert,
schwingt damit in alle vier Winde und schwört, dass er allen ein Richter
nach Schuldigkeit und Recht und dem Land ein tapferer Beschützer gegen seine
Feinde sein werde.<<
Aus:
Peènik, Carl. Praktisches Lehrbuch der Slovenischen Sprache. Wien, Leipzig.
Undatiert.
6. Auflage vermutlich 1914, S. 121 f
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