Lipa - die Linde, der Lindenbaum
 

Eines Tages wird das europäische Parlament eine Initiative starten, damit jedes EU-Mitgliedsland sich einen „Landesbaum“ erwählt. Nach dem Vorbild der Vereinigten Staaten von Amerika, wo man diesen symbolischen Baum jedes Bundesstaates sogar auf den Autokennzeichentafeln sieht.

Die Slowenen haben bereits gewählt: die Linde (lipa). Offensichtlich schon in vorgeschichtlicher Zeit. Denn keiner weiß mehr wann und warum. Es gibt auch keine Urkunde. Die Linde ist einfach der heilige Baum Sloweniens. Kein Dorfplatz oder Kirchplatz ohne Lindenbaum, unter dem sich früher Ratsversammlungen ebenso wie Dorffeste abspielten, unter dem sich die Halbstarken mit ihren Mopeds trafen, unter denen die Alten saßen, unter dem auch heute noch an schönen Abenden oder Feiertagen das Zentrum des dörflichen Lebens angesiedelt ist. Kein lokaler Sieg über türkische Kriegshorden, nach dem nicht in heroisierender Erinnerung eine „Türkenlinde“ gepflanzt worden wäre. Kaum ein Friedhof, dessen Gräber nicht pietätvoll von Lindenbäumen beschattet werden.






Das herzförmige Lindenblatt war jahrelang das Logo für die slowenische Fremdenverkehrswerbung.

Lindenbäume als Landmarkierungen in Slowenien

Wegen ihres mächtigen Wuchses und ihrer langen Lebenserwartung waren sie besonders geeignet als „Merkbäume“ für Ereignisse oder als Grenzzeichen. An manchen Stellen im Land dienten sie mit ihren starken Wurzeln auch der Befestigung von Festungswällen. Heute noch trifft man vereinzelt in slowenischer Landschaft sehr alte Lindenbäume, die die Einheimischen mit Namen bezeichnen.

Erasmus-Linde von Predjama:
Am heutigen Parkplatz der Felsenburg Predjama (Burg Luegg), 9 km entfernt von der Adelsberger Grotte, steht eine gewaltige zweigeteilte über 500 Jahre alte Linde, angeblich dort, wo am Ende des 15. Jahrhunderts der Renegat und Raubritter Erasmus begraben wurde.

Lipica:
Das Dorf, in dem die ersten Lipizzaner gezüchtet wurden, hat seinen Namen von einer kleinen Linde (slowenisch lipica) neben dem Dorfausschank. Neben kleinen Linden stehen in Lipica heute ein paar ganz schön große Lindenbäume.

Maribor (Marburg):
Beim Springbrunnen am Boris-Kidriè-Platz (ein beliebter Jugendtreff) wächst ein Lindenbaum, der anlässlich der Unabhängigkeitserklärung Sloweniens 1991 gepflanzt wurde, und unter dem eine Flasche mit der Beurkundung dieses Ereignisses vergraben wurde.

Wenn Sie weitere besuchenswerte Lindenbäume in Slowenien kennen, schreiben Sie uns: mailto:ajda@ajda.at


1989 schlug der Wirtschaftswissenschaftler Bogdan Oblak übrigens die Einführung einer neuen Währung "Lipa" in Slowenien vor.

Die Linde hilft an kranken Tagen und in vielen Lebenslagen

Von allen Bäumen, die in slowenischen Volksliedern besungen werden, ist die Linde der bei weitem häufigste. Auch in der Volksmedizin spielt sie eine große Rolle: als Tee schweißtreibend bei fiebrigen Erkältungskrankheiten, außerdem reizlindernd und auswurffördernd bei Halsweh, Heiserkeit und Husten.

Rezept für schweißtreibenden Tee:
Je 20 Gramm Linden und Hollunderblüten sowie 10 Gramm Mädesüßblüten mischen, einen Teelöffel davon mit einer Tasse heißen Wassers übergießen und 10 Minuten ziehen lassen. Drei Mal täglich frisch zubereiten und trinken.

Rezept gegen Heiserkeit und Husten:
Blüten der Linde, der Kamille und von Thymian zu gleichen Teilen mischen, für eine große Trinktasse einen Teelöffel davon mit einem Viertelliter kochendem Wasser übergießen,
5 Minuten ziehen lassen und abseihen. Diesen Tee sollte man mehrmals täglich frisch zubereiten und trinken.

Lindenblatt und Lindenflug, Lindenholz und Lindenkunst



Linde: 1: Blühender Spross, 2: Blüte, 3: Schnitt durch die Frucht, 4: Frucht mit "Flugapparat", 5: Same längsdurchschnitten, 6: Triebspitze mit Knospen, 7: Keimpflanze, 8,9,10: Entfaltung der Lindenknospe (Quelle: Meyers Konversations-Lexikon, Leipzig und Wien, 1897. Elfter Band, Seite 362)

Linden kommen angeblich ausschließlich auf der Nordhalbkugel vor. Biologisch interessant ist die Art, wie sich die Lindenbäume in der Natur verbreiten: Zugleich mit den Früchten bildet die Linde ein dünnes längliches Blatt aus, das den Samen als Flugapparat dient und sie aus großer Höhe oft mehrere hundert Meter weit trägt. Die Steinlinde wird übrigens bis zu 25 Meter hoch.

In der Volkskunst, aber auch bei Gebrauchsgegenständen für Hof und Küche spielt das weiche, homogene leicht zu bearbeitende Lindenholz eine bedeutende Rolle. Berühmte Lindenholz-Kunstwerke in Slowenien sind u. a. die Heilige Maria von Ljubno (na Gorenjskem) sowie die Heiligenfiguren auf dem Hochaltar der Daniel-Kirche in Štanjel an der Regionalstraße Sežana-Nova Gorica (vermutlich Werke des steirischen Bildhauers Johann Straub).

Andere Länder - andere Bäume

Andere Länder - andere Sitten: Hier sind ein paar Bäume, die sich andere Länder und Regionen als „ihren“ Baum auserwählt haben (sortiert nach übersetzten Baumnamen). Kennen Sie noch andere heilige oder nationale oder lokal auserwählte Bäume? Schreiben Sie uns: ajda@ajda.at

Ahorn

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Ahorn

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Ahorn

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West Virginia

Ahorn

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New Hampshire

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Blaufichte

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Fichte

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Hartriegel

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Hartriegel

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Alabama

Kiefer

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Kiefer

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Arabien

Palme

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Pappel

Nebraska

Pappel

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Rüster (Ulme)

North Dakota

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South Carolina

Schierling

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Schierling

Washington

Stechpalme (Ilex)

Delaware

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Oregon

Tulpenbaum

Indiana

Tulpenbaum

Kentucky

Tulpenbaum

Tennessee

Weymouthskiefer

Michigan

Zeder

Libanon

Zypresse

Alt-Persien

Zypresse

Louisiana

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(pe)