Welches
Land hat schon ein Trinklied, noch dazu ein Friedens-Trinklied, als
Nationalhymne? Welches Land hat schon einen Kulturtag als Nationalfeiertag?
Nur die Slowenen. Den Text zu dieser Friedens-Trinklied-Hymne schrieb der
slowenische Nationaldichter France Prešeren
1844. Sein Todestag, der 8. Februar, ist der slowenische
Kultur-Nationalfeiertag. Dabei gibt es nicht einmal ein authentisches Bild
von ihm, das zu seinen Lebzeiten entstanden wäre. Alle Bilder von France Prešeren
entstammen dem Gedächtnis seiner Zeitgenossen. Auch seine Silhouette auf der
slowenischen 2-EURO-Münze:
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Žive naj vsi narodi
ki hrepene doèakat' dan,
da koder sonce hodi,
prepir iz sveta bo pregnan,
da rojak
prost bo vsak
ne vrag, le sosed bo mejak! |
Es sollen leben alle Völker,
die sehnend warten auf den Tag,
dass unter dieser Sonne
die
Welt dem alten Streit entsag!
Frei sei dann,
jedermann,
nicht Feind, nur
Nachbar mehr fortan!
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Jede der acht Strophen des
zur Nationalhymne avancierten Friedens-Trinkliedes ähnelt text-zentriert der
Silhouette eines Wein-Trinkglases.
Wer ist dieser France Prešeren?
Er gilt als der bekannteste slowenische Dichter. Er wurde am 3. Dezember
1800 in Vrba (im damaligen Herzogtum Krain), nicht allzu weit von Bled,
geboren. Er starb am 8. Februar 1849 in Kranj (Krainburg).
Er war das dritte Kind aus einem angesehenen Bauernhof in Ribnica (früher
Reifnitz in Unterkrain). Weil er schon sehr früh eine Ausnahmebegabung
zeigte, wurde er in die Schule geschickt. In der Volksschule in Ribnica
wurde er als Vorzugsschüler ins Goldene Buch eingetragen. Das Gymnasium
besuchte er in Ljubljana (Laibach), das Studium der Rechtswissenschaften
absolvierte er in Wien. Während des Studiums kam er finanziell nur schwer
über die Runden, denn seine Eltern wollten, dass er Geistlicher werde, und
entzogen ihm ihre finanzielle Unterstützung.
Im Jahr 1828
begann er, in Ljubljana als Rechtsanwaltsanwärter zu arbeiten, vier Jahre
später bestand er in Klagenfurt (Celovec) die Richter- und Anwaltsprüfung.
In dieser Zeit begannen seine Lebenskrisen (die Eltern drängten ihn zur Ehe
mit einer Deutschen, die er nicht wollte). Es entstand das Werk „Sonette der
Traurigkeit“.
Prešeren veröffentlichte viele Werke in der Literaturzeitschrift „Kranjska
è’belica“ (Krainer Bienchen). Bekannt ist auch sein Streit mit Jernej
Kopitar (dieser und sein Schüler Franc Serafin Metelko wollten eine neue
Buchstabenschrift für das Slowenische einführen). Prešeren wandte sich auch
gegen Kopitars These, dass die Dichtung auf der Volksliteratur aufbauen
müsse. Er setzte sich dagegen für eine „höhere“ Literatur ein.
Prešeren durchlitt in seinem Leben viele schwierige Perioden: Seine Muse,
Julija Primic, verschmähte ihn; er hatte Schwierigkeiten im Beruf, lehnten
doch die österreichischen Behörden beharrlich seine Gesuche um eine
selbstständige Rechtsanwaltsstelle ab (er galt als politisch verdächtig); zu
all dem erschütterte ihn der Tod seines Freundes und Ratgebers Matija Èop,
der beim Baden in der Sava (Save) ertrank. Ihm widmete er neben einigen
anderen Gedichten das Versepos „Die Taufe an der Savica“.
Lediglich ein Gedicht widmete er der Mutter seiner drei Kinder, Ana Jelovšek
- „Die uneheliche Mutter“. Die Beziehung zwischen ihnen war nicht sehr tief,
denn Ana war eine Frau ohne höhere Bildung.
Auf Grund etlicher Lebenskrisen durchlebte Prešeren einen körperlichen und
geistigen Verfall, er ergab sich dem Alkohol und in diesem Zustand schrieb
er häufig zotige Gedichte.
Später begann er, die Herausgabe einer Gedichtsammlung vorzubereiten - er
reichte sie 1846 bei der Zensur ein, ein Jahr darnach erschien sie - unter
dem Titel „Poesien“. Sie blieb seine einzige Gedichtsammlung.
Die Umstände wandten sich darauf für kurze Zeit ein wenig zum Besseren: Die
Sammlung verkaufte sich gut und auch sein Gesuch um eine
Rechtsanwaltszulassung nahm nunmehr einen günstigen Verlauf (es war bereits
das sechste Gesuch).
Der Dichter in ihm begann abzusterben, auch körperlich war er in ganz
schlechtem Zustand. Er starb an Leberzirrhose.
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